Alpsagen lesen
Tuä nid nu Milch trichä
Ein gar freundliches Erlebnis mit einer Schlange war einem ahnungslosen kleinen Mädchen an einem schönen Sommertag während dem Bergheuet beschieden. In der strengen Zeit werden von den Bauernfamilien alle zur Verfügung stehenden Hände benötigt. So nahm einst eine Mutter aus dem Dörfji ihr Kindlein mit an den Berg. Sie setzte es mit einem Korb auf den Boden unter den kühlen Schatten einer schützenden Tanne. Nachdem die junge Mutter ihr Kleines mit einem Schüsselchen voll Milch und Brotbrocken versehen hatte, widmete sie sich mit den übrigen Familienmitgliedern der Arbeit. Mittlerweile war – von den Erwachsenen unbemerkt – eine Schlange hinter dem Korb zum Kind herangekrochen und begann, die Milch aus dem Schüsselchen zu trinken. Da, plötzlich hörten die nahen Heuenden – starr vor Schreck – wie das kleine «Mütterchen» die Schlange belehrte: «Tuä nid nu Milch trichä, iss au Bröchli!» Dabei klopfte das Mädchen der Schlange sachte mit dem Löffel auf den Kopf. Dem Kind ist nichts passiert, und die Familie wusste nun, wie ernst es Anweisungen zu Tische ins Herzchen schloss.